Lesestoff

Doris Knecht
Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe

Doris Knecht schreibt über eine Frau, deren Kinder erwachsen geworden sind und aus der Wohnung ausziehen. Und obwohl sie Veränderungen nicht leiden kann, weiß sie, dass nun etwas geschehen muss. Doch bevor der Start in ein neues Leben gelingen kann, muss diese Frau mal Reine machen – äußerlich und innerlich. Und dabei versucht sie, die Wahrheit über sich selbst herauszufinden.

Arno Geiger schrieb in „Das glückliche Geheimnis“ über sich selbst, Wolf Haas schrieb in „Eigentum“ über seine Mutter und sich als schreibende Persönlichkeit. Und Doris Knecht schreibt ebenfalls über sich selbst. Das Thema der Stunde in der Literatur lautet: Wahrhaftigkeit. Aber was hat es mit der Wahrheit auf sich? Was ist schon wahr? Und wie steht es um die Erinnerung? Wer kann sich richtig an etwas erinnern? Diese Fragen treiben Doris Knecht in ihrem autobiographischen Roman an – und damit sie eine unvollständige Liste eines Lebens:


Von wem die Geschichte erzählt wird:
von einer Überempfindlichen


Sie ist die Tochter, die stets unsichtbar war – neben ihren blonden Schwestern, die als zwei Zwillingspärchen, immer im Doppelpack auftauchen und damit alle begeistern. Die Schwestern, das sind diejenigen in der Familie, die entsprechen. Sie aber fühlt sich außerhalb, am Rand stehend. Auf den Familienfotos ist der Rand manchmal sogar abge­schnit­ten, vielleicht weil man im Fotografieren damals noch nicht so geübt war.


Die Frau, über die ich schreibe, gibt es nicht.
Sie ist ein Konstrukt.


Dann ist diese Frau, die Doris Knecht sein könnte, selbst Mutter von Zwillingen geworden. Jetzt sind sie erwachsen und ziehen demnächst in ihr eigenes Leben – raus aus der riesigen Familienwohnung, die alleine zu teuer ist. Und obwohl sie Veränderungen gar nicht leiden kann, muss nun irgendetwas geschehen. Doch bevor der Start in ein neues Leben gelingen kann, macht diese Frau mal so richtig Reine – äußerlich wie innerlich. Während Doris Knecht die Dinge und Themen ihres Lebens sortiert und aussortiert, fragt sie sich: Bin das wirklich ich? Was von all dem ist wahr? Oder ist diese Frau ein Konstrukt – zusammengesetzt aus den Erinnerungen? Also versucht sie, die Wahrheit über sich selbst herauszufinden ...

Ein großes Buch! Ein wahrhaftiges Buch! Und ganz genauso wie ich es mag: Doris Knecht befragt sich selbst – schonungslos und ehrlich, gleich­zeitig versöhnlich und verständnisvoll mit der Frau, die sie einmal war und ist. Oder vielleicht auch nicht. Wer weiß schon so genau, was stimmt?

Bei Hanser Berlin um € 24,70

Das Buch Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe von Doris Knecht
Doris Knecht befragt sich selbst – schonungslos und gleichzeitig verständnisvoll mit der Frau, die sie einmal war und ist. Oder vielleicht auch nicht. Wer weiß schon so genau, was stimmt?>