Lesestoff

Johanna Sebauer
Nincshof

Ein Dorf im Burgenland, Nincshof genannt: Früher, in einer Zeit, an die sich nur noch wenige erinnern können, lag es versteckt im Schilf und die Menschen lebten in Frieden und Freiheit. Heute liegt Nincshof inmitten von Gurkenfeldern und einige der Leute aus dem Dorf hätten gerne, dass es wieder wie früher ist. Nincshof soll vergessen werden. So planen sie abends bei üppigen Speckbroten und reichlich Schnaps ihr eigenes Verschwinden.

Nincshof ist wie jedes Dorf, auf den ersten Blick in keiner Weise besonders. Auf den zweiten Blick, vermutlich auch wie jedes Dorf, allerdings einzigartig. In diesem so gewöhnlich sonderbaren Dorf wurde vor rund achtzig Jahren in einer heißen Sommernacht in einem Schweinestall Erna Rohdiebl geboren. Sie wuchs bei ihrer Großmutter auf, in einem Haus auf Stelzen, das aus einer anderen Zeit stammte. Von dieser erzählte ihre Großmutter abends, wenn sie dem Allheilmittel der Gegend – dem Pusztafeigenschnaps – zugesprochen hatte mit leuchtenden Augen. Damals sei Nincshof inmitten von hohem Schilf gelegen, im Wasser des grauen Sees, und die Menschen lebten in Frieden und Freiheit. Denn niemand wusste, dass es Nincshof gab.


Was ich nicht ganz verstehe,
meine Herren, ist ...


Heute, rund achtzig Jahre später, liegt Nincshof inmitten von Gurkenfeldern. Ein ganz normales Dorf mit einer Kirche, einem Wirtshaus, einer Bäckerei und ein paar Häusern. Und doch läuft hier einiges anders als in den Dörfern ringsum. Die Männer tragen beispielsweise alle die Namen ihrer Frauen. Und niemand reißt sich um den Tourismus. Wenn die vielen radelnden Menschen, die beim Dorf vorbeifahren, dort einkehren wollen, sind sie willkommen. Wenn nicht, passt es noch besser. Ein paar Männer denken sogar weiter und verfolgen ein ungewöhnliches Ziel: Nincshof soll vergessen werden. Niemand soll wissen, dass es das Dorf gibt.


... warum ihr mit dieser Angelegenheit
gerade zu mir kommt.


Am Abend treffen sich die Männer im Haus von Erna Rohdiebl. Sie hält zwar nichts von dieser Idee, neugierig ist sie aber irgendwie doch. So debattiert sie mit und stellt Schnaps und Speckbrote für die Herrenrunde bereit. Diese besteht aus dem alte Sipp Sepp, von dem niemand weiß, ob er wirklich so alt ist, wie er behauptet. Dem jungen Valentin, der von der Stadt wieder ins Dorf gezogen ist. Und dem Bürgermeister, der es mit dem Dorf gut meint, aber auch gern seine Ruhe hat. Gemeinsam planen sie das Verschwinden von Nincshof. Wenn da nicht dieses Paar aus der Stadt wäre, das vor kurzem ins Dorf gezogen ist. Er will Teil der Gemeinschaft werden und sie stellt viele Fragen, viel zu viele Fragen...

Ein Buch mit Augenzwinkern, Charme, Wortwitz und einem sonderbaren Hauptdarsteller – einem Dorf, das aus dem Nichts kommt und ins Nichts zurückwill. So wie es der Name von Nincshof schon verrät. Ein herrlich leichtes tiefsinniges Lesevergnügen!

Im Dumont Verlag um € 24,50

Das Buch Nincshof von Johanna Sebauer
Ein Buch mit Augenzwinkern, Charme, Wortwitz und einem sonderbaren Hauptdarsteller – einem Dorf, das vergessen werden will. Also arbeiten ein paar Leute aus dem Dorf abends bei reichlich Schnaps an ihrem eigenen Verschwinden.