Ding meines Lebens

Eine riesige Glockenblume, ein sanftes Lächeln und ein Tanz auf Sternen: Ich habe dieses Silberbesteck von meinem Taufpaten vor einundfünfzig Jahren zu meiner Geburt erhalten und liebe, liebe, liebe die Symbole dieses wunderschönen Geschenks.

Die Sache mit dem Älterwerden hat viele gute Seiten – beispielsweise schaut man nicht nur nach vorne, sondern auch gerne zurück. Weil ich ein Juni-Kind bin, erinnere ich mich in diesen Wochen manchmal an Dinge, die mir zur Geburt geschenkt wurden: wie dieses schöne Silberbesteck.

Ich reinige das Silber mehrmals im Jahr und bewundere dabei die Zwerge, ihre Gestalt und vor allem die Geschenke, die sie dabeihaben: eine Glockenblume, die sich wie ein Blumenschirm über den Kopf des Zwerges ausbreitet und beinahe so groß ist, wie er selbst. Er lächelt selig und ist sichtlich stolz auf seine Stärke – ein guter Wunsch für ein neugeborenes Erdenmädchen.

Der zweite Zwerg trägt in der einen Hand eine Laterne und steckt die andere entspannt in seine Hosentasche. Er hat die Augen geschlossen und ein sanftes Lächeln auf den Lippen. Er scheint dem Erdenmädchen guten Schlaf und viel Lässigkeit bringen zu wollen. Vielleicht sollte ich, wenn ich in der Nacht wieder zu lange wach liege, an den Zwerg mit seiner Laterne denken. Es liegt Versöhnliches in dieser Darstellung und genau darum geht es am Abend: den Tag und seine Erfahrungen zurücklassen.

Dann ist da noch der tanzende Zwerg. Jedes Mal, wenn ich mit dem Tuch über diese Darstellung reibe, rührt es mein Herz. Ein Tanz auf Sternen: schöner kann ein Wunsch für ein Erdenmädchens kaum sein! Und dann erst der Zwerg selbst: Er ist in Bewegung, er hat gute Laune und er macht mit seiner Hand jemandem frech eine lange Nase. Vielleicht der Langeweile? Wie ich dieses Bild liebe! Genau meins!

Ich habe dieses Silberbesteck von Onkel Edi, meinem Taufpaten, und meiner Tante Luisi geschenkt bekommen. Auf der Rückseite von Löffel, Gabel und Messer ließen sie meinen Namen gravieren. Danke für die guten Wünsche.