Lesestoff

Ann Patchett. Das Holländerhaus

Manchmal ist es ein Haus, das die Geschicke einer Familie bestimmt: Wie bei den Conroys, die im prächtigen Holländerhaus leben – bis der Vater eine junge Frau heiratet und sie seine Kinder aus dem Haus wirft. Ein spannender Familienroman mit überraschender Wende…

Das Holländerhaus gehörte einst den VanHoebeeks, die mit Zigarrenhandel zu Reichtum kamen und sich außerhalb von Philadelphia eine prächtige und riesige Villa bauen ließen: Von der Ferne aus betrachtet schien sie ein Stückchen über dem Hügel, auf dem sie errichtet war, zu schweben. Die Fensterscheiben links und rechts der gläsernen Haustür waren groß wie Schaufenster und wurden von schmiedeeisernen Weinranken gehalten. Das Sonnenlicht floss durch Haus und Eingangshalle, der Marmor schimmerte, die Verzierungen an der blauen Decke im Esszimmer waren so reichhaltig, dass man beim Essen den Mund nicht zubekam, ein Ballsaal lag unerwarteter Weise im zweiten Stock und hinter dem Haus gab es einen großen Garten mit Pool. Eine Villa zu besitzen – das war immer der Wunsch von Cyril Conroy gewesen, denn so ein Haus stand für ein besseres Leben. Doch als er sein Ziel erreicht, passiert das Gegenteil: Seine wohltätige Frau erträgt den Luxus nicht und verlässt ihn und die beiden Kinder: Danny, den kleinen Sohn und seine sechs Jahre ältere Schwester Maeve – hochgewachsen, schwarzes üppiges Haar, klarer Blick, klug, dickköpfig, eigensinnig, unbestechlich.


„Aber jetzt muss ich euch bitten,
zu gehen. ”


Nach einigen Jahren bringt ihr Vater eine Frau ins Holländerhaus mit: Andrea ist jung, hübsch, berechnend und ganz offensichtlich mehr ins Haus als in Cyril verliebt. Er heiratet sie trotzdem, was niemand versteht – vermutlich nicht einmal er selbst. Immer öfter flüchtet er vor seiner jungen Frau, fügt sich aber in alle ihre Vorhaben: Sie nimmt Maeve ihr schönes Zimmer weg, sichert sich Macht und Einfluss, bevorzugt ihre eigenen Töchter ohne Scham, spielt die Kinder gegeneinander aus, behandelt die Bediensteten schlecht, sitzt den ganzen Tag am Pool, wo sie gedankenverloren ihre Fingernägel betrachtet, ist da und breitet sich mehr und mehr aus. Dann kommt das Unvermeidliche: Ganz die böse Stiefmutter sichert sich Andrea das Holländerhaus als ihr Erbe und wirft Maeve und Danny aus dem Haus. Jahre vergehen, in denen die beiden – längst erwachsen geworden – immer wieder zum Holländerhaus, ihrem Kindheitsort, zurückkehren. Sie parken das Auto am Straßenrand, zünden sich eine Zigarette an, reden über sich, ihre Wünsche, Träume, Verluste und schauen dabei auf die prächtige, für sie unerreichbar gewordene Villa. Bis das Leben die Karten neu mischt…

Ann Patchett – die Autorin von „Die Taufe“ – verpackt in ihrem neuen Roman ein altbekanntes Literaturmotiv in eine moderne Familiengeschichte: mit Schuld, Sühne und Vergebung, lebensklug, gefühlsvoll, facettenreich, ehrlich, spannend und episch – und mit einer überraschenden Wende.

Im Berlin Verlag um 22,70 Euro
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Ann Patchett
„Das Holländerhaus“ – von der „Sunday Times“ als das beste Buch von Ann Patchett bezeichnet, serviert mit Campari Soda, dem richtigen Begleitgetränk für ein sommerliches Lesefest.