Lesestoff

Ein Spiel mit der Liebe
und die Sehnsucht nach Glück

Sie hörten Musik, als das Telefon klingelte.

Ein Wechselspiel der Liebe: Das ist das aktuelle Buch „Zwei und Zwei“ von Tessa Hadley, deren psychologisch fein austarierte Beziehungsromane ich sehr mag. Zwei Frauen, die sich seit ewigen Zeiten kennen... Zwei Paare, die eng befreundet sind... Zwei Töchter, wie sie unterschiedlicher nicht sein können... Und viele gemeinsame Jahre. Als eines Abends das Telefon klingelt, bricht plötzlich alles auseinander. Christine geht ran und erfährt von ihrer Freundin Lydia, dass Zacharias – ihr Mann – gestorben ist. Christine und ihr Mann Alex nehmen Lydia bei sich auf und versuchen, sie behutsam in ihr neues Leben zu begleiten. Doch die über viele Jahre gewachsene Vertrautheit zwischen ihnen ist durch die unerwartete Lücke, die Zacharias hinterlassen hat, durcheinandergebracht. Lydia wird noch exzentrischer als sie bereits ist, Christine noch ruhiger und der einzig verbliebene Mann in der neuen Konstellation – Alex – weiß nicht: Sind drei einer zu viel oder einer zu wenig? Und wie viel Zeit bleibt noch? Dann klingelt wieder ein Telefon.

Zwei und zwei. Von Tessa Hadley
Im Kampa Verlag um aufwühlende 22,60 Euro

Er spürte den Wind im Rücken, zog den Schal fest und schlenderte am Fluss entlang.

Die Atmosphäre in den Büchern von Fabio Geda ist von einer melancholischen Sehnsucht nach Glück geprägt, die mich rührt. Was mir ebenfalls gut gefällt: Seine Figuren haben einen unverstellten Blick auf ihr Leben. Sie sehen klar, was sie versäumen und erkennen, wo ihre Chancen liegen. So auch im aktuellen Roman „Ein Sonntag mit Elena“. Einst reiste die Ich-Figur – ein älterer Herr – als Ingenieur um die Welt, lernte fremde Länder und andere Kulturen kennen. Nun lebt er in Turin und dort ist es ruhig um ihn geworden. In der Stille seiner Wohnung sieht er mehr als deutlich, dass er ein Leben lang den Dringlichkeiten mehr Aufmerksamkeit schenkte als den Wichtigkeiten. Ob sich daran noch etwas ändern lässt? An einem Wintersonntag bereitet er ein großes Festessen für die Familie seiner Tochter vor, doch dann sagt diese kurzfristig ab. Melancholie macht sich breit und folgende Frage taucht auf: Wohin mit all den Lieblingsspeisen, die er erstmals alleine zubereitet hat? Der ältere Herr verlässt seine Wohnung und folgt dem Wind durch die Stadt – bis er in einem Park ankommt und Elena mit ihrem halbwüchsigen Sohn kennenlernt. Es ist der Beginn einer Freundschaft, die Spuren zeigen wird…

Ein Sonntag mit Elena. Von Fabio Geda
Im hanserblau Verlag um feinfühlige 20,60 Euro

Spiel mit der Liebe
„Ein Sonntag mit Elena” von Fabio Geda und „Zwei und zwei” von Tessa Hadley – beide feinfühlig, menschlich und überraschend in ihrer Sehnsucht nach Glück.