Lebensstil

Ding meines Lebens

Zu Hause bleiben kann ich gut, arbeite ich doch seit zehn Jahren im Homeoffice. Was ich in dieser herausfordernden Zeit aber merke: Zwischen freiwillig daheim sein und möglichst viel daheim sein sollen, ist ein Unterschied. Deshalb mache ich zur Abwechslung gerne Zimmerreisen durch mein Büro – diesmal ins kleine Eck im Erker, wo am Fenstersims dieses Püppchen aus Guatemala lehnt.

Die Zimmerreise durch mein Büro führt mich ins kleine Eck im Erker – und nach Guatemala: Von dort brachte mir mein Mann vor Jahren dieses gerade einmal sechs Zentimeter kleine Püppchen mit. Ich sehe es vom Schreibtisch aus und werfe gerne einen Blick hinüber. Nach guatemaltekischem Brauch nimmt man das Püppchen in die Hand, wenn man Sorgen hat – es passt genau in die Mulde meiner Hand und hat ein gleichmütiges Gesichtchen, dem man viel erzählen kann. Die Beständigkeit, die das Püppchen aus­strahlt, macht es zur richtigen Begleiterin in dieser herausfordernden Zeit.

Die Zimmerreise ist eine literarische Textsorte, die auf einen französischen Offizier namens Xavier de Maistre zurückgeht, der im 18. Jahrhundert lebte. Nach einem Duell wurde ihm zur Strafe ein sechswöchiger Zimmerarrest aufgebrummt, den er in einem kleinen Kämmerchen verbrachte – und zwar in Reisebekleidung! Jeden Tag spazierte er durch sein Zimmer und entdeckte dabei Details, die ihm bislang nicht aufgefallen waren. Bald begann er damit, sie aufzuschreiben – sein Buch „Reise um mein Zimmer“ wurde 1794 veröffentlicht, war ein Bestseller und begründete eine neue Textsorte. Ein Best-Practice-Beispiel, wie man aus Einschränkungen einen Vorteil macht!

Ding meines Lebens: Püppchen
Ding meines Lebens – ein Püppchen, mit dem man auch in diesen Zeiten reisen kann: nach Guatemala.