Schöne Dinge

Ding meines Lebens

Ein Wintertag in Lissabon und ein Flohmarkt ganz oben am Hügel: Dort fiel mir inmitten von Kramasuri dieser kleine Globus in die Hände. Sofort war es um mich geschehen. Ich feilschte nicht einmal, sondern packte ihn schnell ein, um ihn anderen Blicken zu entziehen.

Der Globus ist ziemlich klein: Gerade einmal 14 Zentimeter misst er im Durchmesser. Seine Kugel ist aus Zinn und ramponiert. Rund um die Welt gibt es viele Einbuchtungen, manche sind so tief, dass man sie sofort sieht, andere wiederum spürt man nur, wenn man mit dem Finger drüberfährt. Oft habe ich mich gefragt, wie der kleine Globus zu seinen Beulen gekommen ist. Wollte ein Kind nicht Geographie lernen? Wurden Reiseziele nachhaltig gekennzeichnet? Oder hat da jemandem die Welt nicht gefallen und sie deshalb mit Haselnüssen traktiert?

Die Verletzlichkeit des kleinen Globus rührte mich an diesem Wintertag am Flohmarkt von Lissabon – und weckte in mir den Wunsch, ihm ein ruhiges Zuhause zu geben. Noch dazu, weil der Blick auf die Weltkugel verriet, dass er bereits im Seniorenalter ist. Die Sowjetunion leuchtet noch groß in Gelb, Iran ist Persia und Thailand wird als Siam bezeichnet. Mit den Staatsgrenzen wiederum stimmt einiges nicht. Sowjetunion, Mongolei und China wirken eins, Austria kann man zwar lesen, aber optisch nicht ausmachen, Japan wurde wie der Ozean koloriert und geht im zarten Blauton unter.

Einmal um die Welt ist mit dem kleinen Globus geräuschvoll: Wenn man die Weltkugel andreht, quietscht sie erbärmlich. Und viele Rostflecken hat sie außerdem. Alles in allem klingt das nicht attraktiv und trotzdem wusste ich vom ersten Moment an, als ich den kleinen Globus inmitten des Kramasuris gesehen habe: Das ist ein Ding meines Lebens. Kennt ihr das auch?

Ding meines Lebens: Welt drehen
Ding meines Lebens: ein kleiner, ramponierter Globus, der Geräusche macht.